Im Raum Kopenhagen traf man sich auf dem EUHA-Kongress in Nürnberg zum bewährten Arbeitsessen der Forschungsgemeinschaft Deutscher Hörgeräte-Akustiker (FDHA). Neben einem Blick auf die lange Geschichte des Vereins und der Möglichkeit zum jährlichen Austausch kamen dabei auch der aktuelle Preisträger des FDHA-Förderpreises, Professor Dr. Martin Walger, und der Gewinner der diesjährigen FDHA-Forschungsarbeit, Dirk Oetting, zu Wort.

Wie immer strahlend begrüßte die FDHA-Vorsitzende Professor Dr. Karin Schorn zunächst die kleine, aber feine Runde der Gäste. Eingefunden hatten sich neben dem Vorstand der FDHA und ihren Mitgliedern auch zahlreiche Koryphäen aus dem medizinisch-wissenschaftlichen Bereich der Hörakustik und Audiologie, darunter viele ehemalige Preisträger. Schorn dankte allen Preisträgern und Gästen für ihr Kommen und insbesondere auch den Förderern der Forschungsgemeinschaft für ihre wertvolle Unterstützung. Diese würde erst den so wichtigen, essenziellen Austausch zwischen allen Fachdisziplinen, zwischen Kliniken, Hals-Nasen-Ohren(HNO)-Ärzten und Hörakustikern ermöglichen, fördern und nicht zuletzt bereichern. Dem schloss sich der FDHA-Schatzmeister Werner Köttgen an, der ebenso souverän und herzlich alle ehemaligen Preisträger sowie den Hauptgeschäftsführer der Bundesinnung der Hörakustiker Jakob Stephan Baschab, die Geschäftsführerin der Europäischen Union der Hörakustiker (EUHA), Patrizia Lawall, und den EUHA-Präsidenten, Martin Blecker, begrüßte.

Köttgen erinnerte an die Entstehung der Forschungsgemeinschaft, die bereits 1985 als Idee geboren und 1987 ins Leben gerufen wurde von den Gründungsstiftern Hörgeräte Aumann GmbH & Co KG aus Düsseldorf, Hörgeräte Bonsel aus Roßdorf, iffland hören aus Stuttgart, der Köttgen Hörakustik GmbH & Co KG aus Köln sowie Heini Weber Hören und Sehen aus Kassel. Diesen Gründungsstiftern und allen weiteren nachfolgenden Spendern habe man es zu verdanken, dass die Forschungsgemeinschaft immer noch bestehe und der Verein, dessen Gemeinnützigkeit bis 2018 erneut gegeben und geprüft worden sei, sich weiterhin solide aufstellen könne. Neben dem Schatzmeister Werner Köttgen und der Vorsitzenden Professor Dr. Karin Schorn ergänzt Dr. Bernd Hähle als stellvertretender Vorsitzender den FDHA-Vorstand. Der Beirat setzt sich neben Köttgen und Schorn aus dem Vorsitzenden Harald Bonsel, dem stellvertretenden Vorsitzenden Professor Dr. Roland Laszig und Marc Osswald zusammen und wird von Reinhard Dageförde mit der Kassenprüfung unterstützt. In den Blick nahm Köttgen auch die ehemaligen Preisträger und Forschungsarbeiten, deren Themen immer noch relevant und deren Auszeichnungen auch aus heutiger Sicht noch überaus verdient seien.

Ehrung von Professor Dr. Martin Walger
In diesem Jahr wurde Professor Dr. Martin Walger, Leiter der Audiologie und Pädaudiologie in der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde der Uniklinik Köln, mit dem FDHA-Förderpreis ausgezeichnet. Den Vorschlag, Walger den Preis zu verleihen, habe er, so Köttgen schmunzelnd, erst einmal abgewehrt, denn auch Walger komme aus Köln, wie so einige der vorherigen Preisträger auch. Professor Dr. Martin Walger dankte dem FDHA-Vorstand und -Beirat und entgegnete lächelnd, dass er froh sei, dass man sich doch noch für ihn entschieden hätte. Das Feuer für die Audiologie, von dem schon in der EUHA-Eröffnungsveranstaltung die Rede gewesen war, sei bei ihm vor vielen Jahren entfacht, als er im Rahmen seines Biologiestudiums eine Akustikexkursion zum Venusberg unternahm. Dort hätte er die objektive Audiometrie im Keller von Professor Dr. Hasso von Wedel mit Begeisterung entdeckt.

Mit von Wedel sei er schon bald von Bonn nach Köln gewechselt – eine Entscheidung, die sich als überaus richtig erwiesen habe. In dem damals noch kleinen Fach der Audiologie sei die interdisziplinäre Zusammenarbeit stets genutzt und gefördert worden, was er persönlich sehr schätze. Denn schließlich könnten nur so die hoch spezialisieren Experten das Optimum herausholen, um eine bestmögliche Früherkennung und Frühuntersuchung zu gewährleisten. Außerdem lerne man enorm viel voneinander, auch wenn es manchmal doch eine kleine Herausforderung wäre, die Sprache der einzelnen Fachdisziplinen richtig zu verstehen, resümierte Walger. In der Kölner HNO-Klinik, die mittlerweile 30 Mitarbeiter aus allen Disziplinen beschäftige, werde deshalb auch nicht zwischen der Audiologie und der Pädaudiologie getrennt. Mit Hörgeräten und Cochlea-Implantaten (CIs) versorge man also Patienten zwischen dem ersten bis zum 99. Lebensjahr – mit zunehmend auch gesunkenem Erfassungsalter, seitdem man 1987 mit dem Neugeborenen-Hörscreening begonnen habe.

Kölner Forschungsprojekte
Viele Forschungsprojekte wurden seither in Köln verwirklicht, beispielweise zu den Auswirkungen von Lärmbelastungen auf das Gehör, zur elektrischen Reizung des Innenohres, zur Frühdiagnostik angeborener und erworbener Hörstörungen, zur Reifung des Hörbahnsystems, zu den Folgen akustischer Deprivation, zum Tinnitus, zur passiven Mittelohrprothese, zur CI-Versorgung bei Kindern oder zur Diagnose zentral-auditiver Wahrnehmungsstörungen. Bis heute beschäftige man sich darüber hinaus mit der Hörgeräteversorgung im Alter, mit den Auswirkungen digitaler Hörhilfen auf binaurale Hörleistungen, mit der Prosodie- und Musikwahrnehmung mit CIs, dem Sprachverstehen bei konkurrierenden Sprechern, mit der Sprachwahrnehmung im Störschall sowie mit dem Einfluss von Kognition und Alter auf das Sprachverstehen. Walger hob dabei drei Forschungsbereiche besonders hervor, an denen er aktuell und intensiv arbeite, darunter die frequenzspezifische Schwellenbestimmung mit bandbegrenzten Chirps, die auditorische Synaptopathie/Neuropathie, die immer eine individuelle Herausforderung zur optimalen Kinderversorgung darstelle, sowie die präoperative elektrische Reizung des Innenohres bei „schwierigen Fällen“. Diese Projekte seien auch mit Unterstützung des Jean-Uhrmacher-Institutes entstanden, das 2002 gegründet wurde und seitdem von Walger geleitet wird.

Mit einem nochmaligen herzlichen Dankeschön endete der interessante Einblick in die vielfältigen, engagierten Kölner Forschungsprojekte und Professor Schorn leitete über zur Vorstellung der Forschungsarbeit, für die in diesem Jahr Dirk Oetting von der HörTech gGmbH in Oldenburg ausgezeichnet wurde. Er erhielt den Preis der FDHA für seine Forschungsarbeit „Binaurale breitbandige lautheitsbasierte Anpassung im Vergleich zu NAL-NL2“.

In dieser Studie, die gemeinsam mit Professor Dr. Volker Hohmann, Dr. Jens E. Appelt, Professor Dr. Birger Kollmeier und Dr. Stephan Ewert von der Universität Oldenburg durchgeführt wurde, ging es darum, die großen individuellen Unterschiede bei der Lautheitswahrnehmung für binaurale breitbandige Signale für Probanden mit ähnlichen audiometrischen Hörverlusten nachzuweisen. Dabei zeigte sich auch, dass das Anpasskonzept TrueLoudness die binaurale breitbandige Lautheit normalisiert und sich eine ähnliche Sprachverständlichkeit bei TrueLoudness und NAL-NL2 zeige; TrueLoudness wurde allerdings bisher nicht auf die maximale Sprachverständlichkeit optimiert. Schorn beteuerte, dass sie mit Begeisterung die Arbeit Oettings lesen werde und beendete damit die umfassende Einblicke gebende Sitzung.
Anja Hübel