Forschende der McGill University (Montreal, Kanada) und des Institut Pasteur in Paris (Frankreich) haben herausgefunden, dass nicht nur der Hörverlust, sondern auch psychologische und verhaltensbezogene Faktoren darüber entscheiden, wie stark Betroffene unter Tinnitus leiden. Die Ergebnisse wurden anhand der Daten von rund 200 000 Personen gewonnen und anschließend an einer separaten Patientengruppe überprüft. Die zuerst in „Nature Communications“ veröffentlichte Studie zeigt: Während Hörverlust der wichtigste Faktor dafür ist, ob Tinnitus überhaupt auftritt, hängt die Schwere der Beschwerden vor allem von anderen Merkmalen ab. Besonders relevant sind eine schlechte Schlafqualität, häufige Müdigkeit, eine gedrückte Stimmung und ein hoher Wert beim Persönlichkeitsmerkmal Neurotizismus. Die Erkenntnisse unterstreichen, dass Tinnitus – ähnlich wie Schmerz – eine sehr subjektive Erfahrung ist, die stark von der Verarbeitung im Gehirn und der psychischen Verfassung geprägt wird. Die Forschenden hoffen, dass diese Ergebnisse künftig helfen, Betroffene besser zu identifizieren und gezielter zu unterstützen – etwa durch frühzeitige Interventionen, die über die reine Hörversorgung hinausgehen.
